22. Dezember

"Macht hoch die Tür, die Tor macht  weit"


Mögen Sie es auch, im Advent jeden Tag ein "Türchen" am Kalender zu öffenen?  Viele Menschen haben daran ihre Freude. Für morgen und übermorgen erwarten Sie noch zwei "Türchen" und dann: ...

Wir werden zum Ausklang des Kalenders am ersten und zweiten Weihnachtstag noch kleine Botschaften für Sie bereithalten.


Gestaltung und Foto Barbara Seebaum, LFV Vahlbruch

 


Die verschwundene Puppe

 

Was war das heute für ein Schreck - denkt euch - Elisabeth ist weg! Die schöne große Puppe.
Gleich nach der Morgensuppe, da wollt ich eilig zu ihr gehen, oh weh, da war sie nicht zu sehn!

Ich hatte in den Wagen doch selber sie getragen - und ihr das Kissen fein geklopft und ihr die Decke eingestopft.
Nun war das schöne Bettchen leer, da schrie ich laut und weinte sehr.

 

So schön und heil war sie ja noch, sie hatte nur im Kopf ein Loch.
Auch fehlte die Perrücke, ein Arm ging ihr in Stücke,
die Nase war zerschmettert, weil sie so gerne klettert, dabei vom Schrank gefallen war -
sonst war sie heil, noch ganz und gar!

 

Ach niemand konnt mir sagen,  wer sie davon getragen ; die mir so lieb gewesen ist und wer der Dieb gewesen ist.
Bei Onkel Heinrich fragt ich an, der dachte nach und sagte dann:
"Vielleicht hat sie der Weihnachtsmann und heilt sie in der Klinik aus,  in seinem Puppenkrankenhaus.
Dort kriegt sie viel Rhabarber ein und wird dann wieder hübsch und fein.

 

Vielleicht kommt sie ja wieder und hat dann heile Glieder.
Ein neues Seidenkleid dazu, mit Spitze, feuerrote Schuh und Locken wie von reinem Gold
und ist so schön und ist so hold, dass du sie gar nicht wieder kennst
und sie nur Frau Prinzessin nennst!? "

 

Ach, wenn das wär, ach, wenn das wär, dann freut ich mich ja schrecklich sehr
und tischhoch wollt ich springen und wollt ein Loblied singen
dem lieben, guten Weihnachtsmann, der alles hat und alles kann.

 nach der Fassung von  Heinrich Seidel (1842-1906)